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#221

Re: [ST] Krise im Iran

Zitat:
Ruhani neuer Präsident im Iran

Hoffnungsträger ohne echte Macht

Die Iraner haben weniger für den moderaten Ruhani als gegen den obersten geistlichen Führer Chamenei gestimmt. Auf einen Neustart bei den Atomverhandlungen braucht man deshalb nicht zu hoffen.


Wahlpartys hatten die iranischen Behörden vorsorglich verboten. Wenn dem obersten geistlichen Führer Ali Chamenei eines besonders missfällt, dann sind es Massen auf den Straßen, die außer Kontrolle geraten. Wegen drohender Unsittlichkeit, wegen der Gefahr subversiven Verhaltens, aber schlussendlich vor allem wegen der schieren Masse.

Gehalten hat sich an die Anweisung allerdings niemand. Schon wenige Stunden nachdem der moderate Geistliche Hassan Ruhani zum Sieger der Präsidentschaftswahlen erklärt wurde, verwandelte sich der 19 Kilometer lange Valiasr-Boulevard in eine Partyzone. Natürlich wurde getanzt und gesungen, und natürlich auch von Frauen, was in der islamischen Republik eigentlich streng verboten ist.

Einige trugen die Farbe Lila, die Farbe der Rohani-Kampagne, andere grün, Symbol des 2009 ins Abseits gedrängten Präsidentschaftskandidaten Mir Hussein Mussawi. Dass beide Politiker sich gar nicht ausdrücklich als Reformer gesehen haben, hat die meisten ihrer Wähler nicht weiter gestört. Sie klammern sich an halbwegs passable Kandidaten wie an einen Rettungsring.

Zweifel an der Theokratie


Wird der Favorit von heute vom erzkonservativen Wächterrat nicht zugelassen, dann folgt man morgen eben einem anderen. Um die Kandidaten und ihr Programm geht es nur in zweiter Linie. Denn die Wahlen - besonders die von Ruhani - sind vor allem eines: ein gigantisches Misstrauensvotum gegen Ayatollah Chamenei, dem mächtigsten Mann im Staat.

Um dieses Misstrauensvotum auszusprechend, sind viele Iraner zur Wahl gegangen, die ursprünglich zu Hause bleiben wollten. Sie wollten mit dem Wahlzettel und der Wahlparty den erstarrten Institutionen der Theokratie erneut sagen: Wir sind unzufrieden, und wir sind viele. Die Wahl ist so zu einem Referendum über das bestehende politische System geworden.

Warum hat dann aber Chamenei den Wahlsieg zugelassen? Man hätte die Wahl auch manipulieren können, wie es offensichtlich in 2009 der Fall war und was Ahmadinedschad eine zweite Amtszeit bescherte. Viel spricht dafür, dass der Großayatollah aus 2009 gelernt hat. Der Aufstand nach dem damaligen Wahlbetrug war so gewaltig, dass man ihn nur mit großer Mühe zurückdrängen konnte. Womöglich ist Ruhanis Vorsprung auch noch viel größer gewesen, als offiziell verkündet. Die Massen erneut blutig niederzuknüppeln, hätte der Theokratie aber ganz offensichtlich die Legitimität genommen. In jedem Fall verspricht sich das erzkonservative Lager von der Wahl Ruhanis, dass man mit diesem Schritt das System erhalten kann. Und nur das zählt für sie.

Machtkampf statt Deeskalation


Ohnehin wird Ruhani Mühe haben, seine Wahlversprechen einzulösen. Erstens: die Freilassung politischer Gefangener. Die Justiz ist in der Hand der Hardliner. Schon Reform-Präsident Mohammed Chatami konnte seine eigenen Leute nicht vor Verhaftungen und Verurteilungen schützen. Zweitens: mehr Pressefreiheit. Auch dies obliegt der Justiz, auf die ein Präsident wenig Einfluss hat. Drittens: Verbesserung der Beziehungen zum Westen. In diesem Punkt hat ein iranischer Präsident erst recht keine Mitsprache. Die Linie für Außenbeziehungen festzulegen ist Sache Chameneis.

Hoffnungen auf einen Neustart bei den Atomverhandlungen braucht man daher gar nicht erst aufkommen lassen. Der Präsident kann bestenfalls für atmosphärische Verbesserungen sorgen – die aber durchaus sehr wichtig sind angesichts des beidseitigen Misstrauens. Nach Ahmadinedschads Crashkursdiplomatie dürfte das keine Schwierigkeit sein. Jeder Kurs würde sich positiv abheben von dem des Vorgängers.

Doch bei den Kernstreitpunkten wird es keinen Kurswechsel geben. Die Atomverhandlungen könnten sogar noch schwieriger werden. Wenn Regierung und religiöse Führung uneinig sind und sich einen beständigen Machtkampf liefern, entsteht ein großes Spannungsfeld. So war es jahrelang unter Präsident Chatami. Der Westen weiß in so einem Fall nie, ob das, was angeboten oder vereinbart wurde, auch tatsächlich umgesetzt wird. Man hat es de facto immer mit zwei Regierungen zu tun: der sichtbaren von Ruhani und der unsichtbaren von Chamanei.

Immerhin: Der neue Präsident kann mit einiger Sympathie aus dem Westen rechnen. Und um ihn als Moderaten zu stärken, könnte dieser bei Verhandlungen um die Sanktionen womöglich nachgiebiger sein als gegenüber Ahmadinedschad.

http://www10.pic-upload.de/18.08.13/r81ui6dkrcpx.jpg
vor 4 Monaten

#222

Re: [ST] Krise im Iran

Zitat:
Irans neuer Präsident Ruhani beschimpft Israel

Irans künftiger Präsident Hassan Ruhani gilt als moderat, doch nun hetzt er gegen Israel. Er folgt damit der Tradition des scheidenden Präsidenten Ahmadinedschad.


Kurz vor der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Hassan Ruhani hat sich der Ton zwischen Iran und Israel verschärft. Ruhani sagte, die israelische Besetzung palästinensischer Gebiete sei "eine alte Wunde im Körper der islamischen Welt". Zuvor hatte die iranische Agentur Isna berichtet, Ruhani habe Israel als "Wunde im Körper der Muslime" bezeichnet, was sich jedoch als falsch herausstellte.

Die laufenden Verhandlungen mit den Palästinensern bewertete der Geistliche als Vorwand Israels, ein friedliches Bild von sich zu vermitteln. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte daraufhin, die Äußerungen zeigten das "wahre Gesicht" Ruhanis.

"Mit Blick auf die Gespräche zwischen Israel und den Palästinensern sagte Ruhani, Israel nutze diese, um seiner "aggressiven Natur" zum Trotz eine "friedliche Erscheinung" zu vermitteln.

Ruhani äußerte sich anlässlich des Al-Kuds-Tags, mit dem seit der Iranischen Revolution 1979 am letzten Tag des Fastenmonats Ramadan gegen die Besatzung Jerusalems (Al-Kuds) protestiert wird. Der Tag wird jedes Jahr von iranischen Politikern zu verbalen Angriffen auf Israel genutzt. Ruhani sagte, die Muslime sollten den Al-Kuds-Tag nutzten, um "gegen die Verbrechen des zionistischen Regimes" Protest einzulegen.

Israel hat "keinen Platz in dieser Region"


Wie viele andere muslimische Staaten erkennt der Iran Israel nicht an. Hunderttausende Menschen folgten am heutigen Freitag in Teheran und anderen Städten dem Aufruf der Regierung, aus Protest gegen Israel und Solidarität mit den Palästinensern auf die Straße zu gehen. Dabei riefen sie "Tod Israel" und "Tod Amerika".

Auch Irans scheidender Präsident Mahmud Ahmadinedschad trat bei der zentralen Kundgebung an der Universtität Teheran auf. "Ein verheerender Sturm ist auf dem Weg, der die Wurzeln des Zionismus ausreißen wird", sagte er. Während seiner Präsidentschaft hatte er mit häufigen verbalen Angriffen auf Israel und der Leugnung des Holocaust das Verhältnis zum Westen schwer belastet. Israel habe "keinen Platz in dieser Region", bekräftigte er nun.

Der Kleriker Ruhani hatte die Präsidentschaftswahl am 14. Juni in der ersten Runde mit 51 Prozent gewonnen und wird am Sonntag vereidigt. Er gilt für iranische Verhältnisse als moderat. Im Atomstreit tritt er für einen Kompromiss ein, um eine Aufhebung der Sanktionen zu erreichen, die zu einer verheerenden Wirtschaftskrise führten. In seiner Ablehnung Israels unterscheidet er sich wie andere Moderate aber nur wenig von den Konservativen.

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vor 2 Monaten

#223

Re: [ST] Krise im Iran

Hohe Erwartungen an Hassan Rohani


Atomkonflikt, internationale Isolation, schwere Wirtschaftskrise: In den acht Jahren unter Präsident Ahmadinedschad hat sich die Situation im Iran nicht eben verbessert. Nun sind die Erwartungen an den neuen Präsidenten Rohani, der heute vom obersten Führer des Landes, Ajatollah Chamenei, bestätigt wurde, hoch. Zu hoch?

Es herrscht dichtes Gedränge vor dem großen Basar von Teheran. "Wir haben endlich gesiegt", sagt Ali Reza. Es herrscht dichtes Gedränge, aber die Menge der Menschen sage gar nichts aus, meint er. Er verkauft Jeans und Socken, T-Shirts und Hemden. "Die Leute", stellt er nüchtern fest, "haben kein Geld, sie können sich immer weniger leisten."
Auch im Basar ist viel los. Doch auch drinnen ist die Stimmung der Händler düster. Hossein verkauft Geschirr und Porzellan, er sagt, die Lage sei desolat und werde täglich schlimmer. "Die ganze Welt hat Sanktionen gegen uns verhängt. Der Dollar ist in zwei Jahren von 11.000 auf 40.000 Rial gestiegen. Wo in der Welt passiert so was? Sie haben gesehen, wie unsere Währung abgestürzt ist. Genau so sieht’s auch im Basar aus."

Inflationsrate von 42 Prozent
Auf den neuen Präsidenten Hassan Rohani warten gleich mehrere Herkulesaufgaben. "Zum ersten Mal nach dem Krieg war unser Wirtschaftswachstum in zwei aufeinander folgenden Jahren negativ", analysiert er. "Und zum ersten Mal wird das Land gleichzeitig von einer sehr hohen Inflation heimgesucht. Wir haben die höchste Inflationsrate in der Region, vielleicht sogar weltweit." Das Land ist mit einer Inflationsrate von 42 Prozent konfrontiert. Oberste Priorität komme den wirtschaftlichen Problemen zu, diese müssten dringend angegangen werden, erklärt der 64-jährige Kleriker.

Genau das erwarteten die Menschen von Rohani, sagt der Tuchhändler Afshin. Der vierfache Vater ist aber skeptisch: "Die früheren Präsidenten haben ihre Versprechen kaum eingehalten. Wenn doch, dann auf dem Land. Da haben sie zum Beispiel Brücken gebaut oder den Leuten Land geschenkt, um Stimmen zu bekommen."

Viele Versprechungen - ungewisser Ausgang
Aufgrund der Sanktionen und des EU-Ölembargos ist die Ausfuhr iranischen Öls auf deutlich unter eine Million Fass am Tag gesunken. Der Verkauf von Öl und Gas ist mit knapp 80 Prozent die wichtigste Einnahme- und Devisenquelle des Irans. Ohne eine Änderung der iranischen Atompolitik werden die Sanktionen nicht gelockert. Gerade erst hat das US-Repräsentantenhaus neue harte Sanktion gegen die iranische Ölindustrie beschlossen, die aber noch vom Senat und von Präsident Barack Obama bestätigt werden müssen.
Der Händler Ali Reza setzt auch hier auf den früheren Atomunterhändler Rohani: "Ich denke, er kann auch den Atomkonflikt beilegen. In Anbetracht der früheren Posten von Herrn Rohani denke ich, er wird es schaffen. Er wird auch die Außenpolitik ändern. Es wird ruhiger werden und sie werden sich einigen."

Vieles hat Hassan Rohani im Wahlkampf versprochen: mehr bürgerliche Freiheiten, weniger Kontrollen im Internet, Abkehr von extremistischen Positionen in der Außenpolitik. Wie viel er davon einlösen kann, hängt weniger von seinem guten Willen als von inneriranischen Machtverhältnissen ab.

Am Sonntag übernimmt der als moderat geltende Geistliche die Amtsgeschäfte von Mahmud Ahmadinedschad. Ob sich die Lage danach wirklich bessert, ist keineswegs ausgemacht.

Quelle

Irans neuer Präsident Rohani
Wolf im Schafspelz? Hoffnungsträger?

http://www.tagesschau.de/ausland/iran1704.html
vor 2 Monaten

#224

Re: [ST] Krise im Iran

Angereicherte Hoffnung

In Washington Obama, in Teheran Rohani: Sie könnten den Atomstreit beilegen.


Was sich vor zehn Jahren hinter den Kulissen der Macht in Teheran wirklich tat, ist bis heute ein Rätsel. Nach Ansicht amerikanischer Geheimdienste ist damals ein Kernwaffenprogramm beendet worden. Jedenfalls zeigte Irans oberster Atomdiplomat, Hassan Rohani, auf einmal Flexibilität – so sehr, dass ihm Hardliner in Teheran Verrat vorwarfen. Amerikas Präsident hieß damals George W. Bush; er gönnte dem Iran keinen Verhandlungserfolg.

http://www10.pic-upload.de/18.08.13/r81ui6dkrcpx.jpg
vor 2 Monaten

#225

Re: [ST] Krise im Iran

Historisches Telefonat – Obama spricht mit Ruhani

Jahrzehnte gab es keinen Kontakt, jetzt telefonierten US-Präsident Obama und Irans Präsident Ruhani miteinander. Er halte eine Einigung über das iranische Atomprogramm für möglich, sagte Obama.


http://www10.pic-upload.de/18.08.13/r81ui6dkrcpx.jpg
vor 4 Tagen