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Re: Schlecker meldet Insolvenz an

Umbau von 600 Filialen

Österreicher gibt Schlecker neue Hoffnung

Da wird der Insolvenzverwalter hellhörig: Ein Investor aus Österreich will rund 600 ehemalige Schlecker-Filialen zu modernen Tante-Emma-Läden umbauen. Bis zu 3000 neue Jobs könnten dadurch entstehen.
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Ein österreichischer Investor will im kommenden Jahr bis zu 600 ehemalige Schlecker-Filialen mit dem Konzept eines modernen Tante-Emma-Ladens wiederbeleben. Das kündigte der 67-jährige Rudolf Haberleitner im Interview mit "Handelsblatt Online" an. "Ich gehe davon aus, dass wir Ende nächsten Jahres, abhängig von der Geschwindigkeit unserer Expansion, in Deutschland bis zu 3000 Mitarbeiter beschäftigen werden", sagte Haberleitner. Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz bot ihm seine Unterstützung an. Verdi wollte die Pläne, die neue Perspektiven für ehemalige Schleckerfrauen bedeuten könnten, am Freitag nicht bewerten.

Der Wiener Finanzinvestor ist nach eigenen Angaben ein erfahrener Firmensanierer. Er hatte mit seiner Investmentgesellschaft TAP 09 im August bereits 1350 Filialen in Österreich und einigen anderen europäischen Ländern vom Schlecker-Insolvenzverwalter übernommen und zu einem Nahversorger namens "Dayli" umgebaut. Vor etwa einer Woche stieg der österreichische Glücksspielkonzern Novomatic mit 50 Prozent bei "Dayli" ein. Gemeinsam wollen sie jetzt das Konzept nach Deutschland bringen.

Die Drogeriemarkt-Kette Schlecker war im Januar dieses Jahres in die Insolvenz gerutscht und hatte zu dem Zeitpunkt allein in Deutschland noch über 5000 Filialen.

Zielgruppe: Alte und junge Leute ohne Auto


"Es geht mir nicht nur ums Geldverdienen", sagte Haberleitner. "Dieses Investment hat für mich auch einen humanitären Aspekt – der eine spendet und ich lege mich eben ins Zeug dafür, dass die Leute am eigenen Orte einkaufen können und dadurch ein besseres Leben haben." Er wolle den Menschen den Nahversorger wiedergeben, da nach seiner Berechnung ein Drittel der Kunden keine Möglichkeit hätte, zum Einkaufszentrum auf der grünen Wiese zu fahren.

Seine neuen Shops sollen in Städten ab 5000 Einwohnern im Zentrum alles bieten, was man für das tägliche Leben braucht: Beispielsweise Drogerieartikel, Lebensmittel, Kleidung, Elektroartikel und Serviceleistungen wie eine Reinigung. Alles, was nicht im Laden vorrätig ist, soll laut Haberleitner über ein eigenes System dort für den nächsten Tag bestellt werden können: "Das haben wir uns schützen lassen." Zielgruppe seien neben älteren Menschen auch junge Leute ohne Auto. Außerdem habe er "das Drittel der Bevölkerung" im Blick, das aus unterschiedlichsten Gründen bislang kein Online-Shopping nutzt.

Von Schlecker übernimmt der Investor nichts als die Standorte, die er bei den jeweiligen Hauseigentümern anmietet. 484 habe er sich bereits gesichert, bis Ende 2013 könnten es bis zu 600 werden, sagte Haberleitner. Über die Vermieter habe sich sein Plan herumgesprochen und es hätten sich bereits zahlreiche Ex-Schlecker-Mitarbeiter bei ihm gemeldet. "Ich gehe davon aus, dass wir Ende nächsten Jahres, abhängig von der Geschwindigkeit unserer Expansion, in Deutschland bis zu 3000 Mitarbeiter beschäftigen werden", sagte Haberleitner. Versprochen habe er nichts: "Wir werden die besten Leute akquirieren, die wir kriegen können." Die neuen Läden sollen im kommenden Jahr zunächst in Südbayern, dem südlichen Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz und Brandenburg entstehen.

Geiwitz bietet seine Unterstützung an


Der Schlecker-Insolvenzverwalter, der das einst milliardenschwere Drogerie-Imperium im Moment abwickelt, hat mit dem Vorhaben nichts zu tun. Die Mietverträge für die Läden seien gekündigt, die ehemaligen Filialen seien leergeräumt, sagte ein Sprecher. Wie die Ladenflächen in Zukunft genutzt würden, sei allein Sache der Vermieter.

Trotzdem bot Verwalter Geiwitz seine Hilfe an. "Das Konzept, mit dem "Dayli" am Start ist, nämlich ein echter Nahversorger zu sein, ist recht nah an dem, was auch der Sanierungsplan des Insolvenzverwalters vorsah", sagte der Sprecher. Wenn er Haberleitner irgendwie helfen könne, werde Geiwitz das gerne tun. Er könne zum Beispiel Kontakte zu den Vermietern der alten Schlecker-Läden herstellen.
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