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Forum » News Forum » User-News » Allgemeine News » [ST] Überwachungskandal - "NSA", "PRISM", "Tempora", "Snowden"

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#1

[ST] Überwachungskandal - "NSA", "PRISM", "Tempora", "Snowden"

Überwachungskandal 2013

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/5c/Boundless-heatmap-large-001.jpg/800px-Boundless-heatmap-large-001.jpg
Weltkarte der überwachten Regionen mit Überwachungsstufen; grün - schwach --> rot - stark;; Boundless Informant
Quelle - wiki


Die Nachrichten zu dem Abhörskandal der NSA, der durch den "Whistleblower" Edward Snowden aufgedeckt wurde, reißen nicht ab. Es könnte das glanzlose Nachrichtenthema des Jahres 2013 oder gar 2014+ werden. Dieser Überwachungs- und Spionageskandal stellt sämtliche bisherigen bekannten "Datensammel-/Überwachungsprojekte" wie SOPA, PISPA und wie sie nicht alle heißen in den Schatten.

Da die News dazu im Aktuelles..-Thread untergehen, ist es sinnvoll einen Sammelthread zu diesem Thema zu aufzustellen.

Da uns wichtige Anfangsnachrichten dazu fehlen, bzw. breits im Aktuelles-Thread verstreut sind, gibt es hierzu eine kleine Sammlung von Links (leider nur aus wiki) zu den einzelnen Stichworten.



Bitte fortan sämtliche News zu diesen Thema hier rein posten.
Diskussionen sind sehr erwünscht!
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vor 6 Tagen

#2

Re: [ST] Überwachungskandal - "NSA", "PRISM", "Tempora", "Snowden"

Zitat:
Spähprogramme

BND und NSA kooperieren seit Anfang der Neunziger

Im stern packen drei frühere NSA-Mitarbeiter über US-Abhörmethoden aus: Seit über 20 Jahren kooperieren Deutsche und Amerikaner. Für die Kanzlerin könnte der Begriff "Ragtime" wichtig werden.


Die Zusammenarbeit des Bundesnachrichtendienstes BND und der amerikanischen National Security Agency (NSA) bei der Nutzung von Spähsoftware war offenbar schon in den 90er Jahren intensiver als bislang bekannt. In einem Gespräch mit dem stern sagte der langjährige NSA-Mitarbeiter William Binney, der BND habe neben "Xkeyscore" noch ein weiteres NSA-Ausspähprogramm genutzt. Der Entschlüsselungsspezialist arbeitete mehr als 30 Jahre in leitender Funktion bei der NSA und war viele Jahre auch für die technische Zusammenarbeit mit dem BND zuständig.

BND hatte den Quellcode


Laut Binney soll die Zusammenarbeit im Bereich der Spähsoftware bereits Anfang der 90er Jahre begonnen haben. 1999 habe der BND von der NSA den Quellcode zum damals entwickelten Spähprogramm "Thin Thread" erhalten, zu Deutsch "dünner Faden".

"Thin Thread" sollte die Erfassung und Analyse von Verbindungsdaten wie Telefondaten, E-Mails oder Kreditkartenrechnungen weltweit ermöglichen. "Mein Ziel war es, den Datenverkehr der ganzen Welt zu erfassen", so Binney zum stern. Der BND sei "bis heute einer unserer wichtigsten Partner".

Auf der Basis von "Thin Thread" wurde eine Vielzahl von Abhör- und Spähprogrammen entwickelt. Eines der wichtigsten davon soll das Dachprogramm "Stellar Wind" ("Sternwind") sein, dem nach Angaben von Binney mindestens 50 Spähprogramme Daten zugeliefert haben - auch die durch Edward Snowden bekannt gewordene Software "Prism" zur direkten Erfassung von Telefon- und Internetdaten bei Telekommunikationsunternehmen. "Stellar Wind" war mindestens bis 2009, möglicherweise auch bis 2011 im Einsatz. Es werde, so Binney, heute wahrscheinlich unter anderem Namen fortgeführt.

Neues Datenzentrum kann 100 Jahre der globalen Kommunikation speichern


Nach Schätzung von Binney speichert die NSA mittlerweile zwischen 40 und 50 Billionen Telefonate und E-Mails aus der ganzen Welt, vor allem Verbindungsdaten, aber auch Inhalte. Das von der NSA zur Zeit gebaute Datenzentrum in Bluffdale im US-Bundesstaat Utah könne aufgrund seiner Kapazitäten "mindestens 100 Jahre der globalen Kommunikation speichern", sagte Binney dem stern. "Dieser Ort sollte uns endgültig in Angst und Schrecken versetzen. Die NSA will alles. Jederzeit." Und fügte hinzu: "Diese Macht gefährdet unsere Demokratie."

Neben William Binney äußern sich im stern zwei weitere ehemalige ranghohe NSA-Mitarbeiter, die zu Whistleblowern ("Enthüllern") wurden: J. Kirk Wiebe, der für die Datenanalyse zuständig war, und Thomas Drake, der zur Führungsebene des Geheimdienstes gehörte. Binney trat im Oktober 2001 aus Protest gegen die NSA-Spähprogramme unter der Regierung von George W. Bush von seinem Posten zurück.

Auch Merkels Handydaten womöglich auf NSA-Servern


Die Ex-Geheimdienstler halten es für möglich, dass selbst Daten von Kanzlerin Angela Merkels Handy auf den Servern der NSA landen. "Prism ist nur die Spitze des Eisbergs", so Drake zum stern. "Ihre Kanzlerin könnte sich einmal für das Programm "Ragtime" interessieren. Es dient unter anderem der Abschöpfung von Regierungskommunikation durch die NSA". Auch Binney hält das Ausspionieren von Merkels Verbindungsdaten für nicht ausgeschlossen: "Ich würde sogar sagen, dass es durchaus möglich ist."

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vor 5 Tagen

#3

Re: [ST] Überwachungskandal - "NSA", "PRISM", "Tempora", "Snowden"

Ich komme mir vor wie in einem schlechten Krimi. Es hieß immer, ja wir werden überwacht und damit kontrolliert - dafür gab es aber nie handfeste Beweise, weshalb ich solche Aussagen meist als "Spinnertum" abgetan habe... Und jetzt wird mir meine Naivität sehr bewusst.

Ich hatte vor einiger Zeit die Gelegenheit im Zuge meines Studiums mit einem Zeitzeugen zu sprechen. Ein ehemaliger ranghoher Stasi-Offizier (also OM (Offizieller Mitarbeiter).

Er meinte damals, dass die DDR eine "heuchlerische" Demokratie war, er das keinesfalls abstreitet, weil damals ein Schwerpunkt des MfS darin lag, die eigene Bevölkerung zu überwachen. Denn theoretisch war die Privatsphäre& Menschenwürde& Freiheit der Bürger in der DDR-Verfassung verankert aber real nicht eingehalten worden. Allerdings äußerte er auch feste Bedenken, dass die derzeitigen "erfolgreichen" Demokratien keineswegs "lupenreine" Demokratien sind und im Geheimen auch enorm gegen die Verfassungsprinzipien der BRD verstoßen würden. Da er das nicht "belegen" konnte und nicht klar war, ob das seine Meinung oder eine "Insider-Information" war (es wurden vermutlich einige ehemalige MfS'ler in den BND eingezogen), hielt ich diese Aussage für falsch. Heute offenbart sich ein anderes Bild - kürzlich hat Frau Merkel zum Vergleich NSA und Stasi gemeint es gibt für sie "überhaupt keinen Vergleich zwischen der Staatssicherheit der DDR und der Arbeit der Nachrichtendienste in demokratischen Staaten". Oh doch liebe Kanzlerin, oh doch.... Man kann alles vergleichen, nur nicht gleichsetzen. Es ist gar kein so sinnloser Vergleich. Guantanamo verletzt internationale Menschenrechte und behandelt die Insassen bestimmt nicht zaghafter als die Stasi ihrerseits Verfolgte behandelte. (Ich war auch im Stasigefängnis und habe mitgeholfen Zeitzeugenberichte zu sammeln und zu dokumentieren) Aber die Überwachung durch die Stasi war scheinbar ein Witz im Vergleich zur umfassenden Überwachung der Telekommunikation durch die "demokratischen Geheimdienste" .

Damals als das ganze Ausmaß der Überwachung durch die friedliche Revolution offengelegt wurde, also die DDR-Bürger die Stasizentralen bzw. Standorte stürmten und die Berge an Akten ihres Lebens vorfanden, ging ein regelrechter "wütender Sturm der Entrüstung" durch die Reihen der Bürger. Vielfach wurde von den Politikern der BRD "garantiert", dass die Verfassung der BRD (im Namen Grundgesetz) das höchste Gut wären. Man kann seine Verfassungsrechte einklagen. Das es unser Innenminister Herr Friedrich bisher versäumt hat, diese Klage in Namen der Bürger vorzulegen, ist unverständlich, oder schließt die Möglichkeit ein, dass dieser Verfassungsbruch eben einfach so hingenommen wird... .

All das für einen Verdacht auf Terror. (fubar) So müssen die gesamten (auch demokratischen) Bürger unter Generalverdacht zu stellen und die verfassungrechtlich gesicherten Rechte mit den Füßen getreten werden.

Ich nutze gern als Argument zur Rezension der Geheimdienstproblematik der DDR, dass die DDR Regierung doch lieber mal ihren Bürgern richtig ZUhören und nicht ABhören sollte. Spart auch Kosten und schädigt weniger der Legitimation! Und heute? Schutz der Bürger vor sich selbst? Schutz vor Terror? Ich glaube dieses Terrorprinzip wird weitestgehend immer noch falsch verstanden. Terror (siehe Wortherkunft) heißt Angst produzieren - wer macht denn Angst? Die Medien die ihre Auflagen durch Angst steigern? Die Politiker die auf Grundlage von Angst neue Gesetze zur Einschränkung der Freiheit aufstellen? Ich möchte damit keinesfalls die Anschläge verharmlosen. Aber das Ziel eines Anschlags ist doch Angst zu verbreiten - das Medium ist in dem Fall die Kommunikation und welches Kommunikationsmedium besitzt die größte Reichweite...?

Ich weiß echt nicht, was noch alles Enthüllt wird. Am Ende gibt es über jeden einzelnen Bürger bereits umfassende Dossiers... . Wohin soll das alles führen?
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vor 5 Tagen

#4

Re: [ST] Überwachungskandal - "NSA", "PRISM", "Tempora", "Snowden"



Zitat:
Spionieren?

Ihr wollt es doch auch!

Ja, die Deutschen regen sich auf über die Überwachung durch die Geheimdienste. Aber tief im Herzen haben sie genau wie die Kanzlerin nichts dagegen.


Nun ist es offiziell: Deutschland wird nichts gegen die Spionage-Aktivitäten der amerikanischen NSA unternehmen. Die deutschen Nachrichtendienste werden wie gehabt mit den Daten der Amerikaner arbeiten, als habe es die ganze Aufregung der vergangenen Monate nie gegeben.

Woher ich das weiß? Gab es etwa schon einen geheimen Beschluss im Bundestag, von dem nur ich (Amerikaner! Direkter Draht zur NSA!) erfahren habe? Oder ein Volksbegehren, das verlangte, der BND solle weiterhin NSA-Daten nutzen? Wie komme ich darauf, dass das deutsche Volk in der Frage schon entschieden hat, und zwar zu Gunsten der Überwachung?

Weil niemand in Deutschland die ganze Aufregung um die NSA wirklich ernst nimmt. Es ist kein Skandal, es ist auch kein Problem: Es ist Unterhaltung.

Woran mache ich das fest?


Erstens die Medienberichte. Es ist relativ leicht, in Deutschland seriöse von unseriöser Berichterstattung zu unterscheiden. Wenn es möglich ist, endlos darüber zu debattieren, ohne zu verstehen, worum es wirklich geht, ist es unseriös. Im Falle der Spionageaffäre wird "die Totalüberwachung durch die Amerikaner" diskutiert. Längst weiß man aber, dass es keine "Totalüberwachung" gibt.

Ja, die NSA, der BND und andere Spionagedienste zapfen eine Menge Internet- und Telefon-Daten an – potenziell jede unserer E-Mails zum Beispiel – und werten sie auch aus. Doch das ist noch nicht "Überwachung": Im Deutschen sagt man dazu "Rasterfahndung". Die Computer-Auswertung dient zunächst dazu, verdächtige Personen zu identifizieren; erst dann wird deren persönliche Kommunikation tatsächlich von Agenten "überwacht". Diese echte Überwachung betrifft nur einen Bruchteil der gesammelten Daten: Sie beschränkt sich auf tatsächliche Verdächtige. Das ist auch der Job der NSA und des BND.

Zugegeben, schon das ist Skandal genug, aber darüber diskutiert man hierzulande nicht. Man fabuliert das Ganze weiter, als lebten wir schon in einem echten Überwachungsstaat, in dem Gerichtsbeschlüsse längst überflüssig geworden sind und auf jeden von uns zwei Spione kommen. Wenn Ihre Lieblingszeitung sich wie ein Spionagethriller liest – das ist ein sicheres Zeichen, dass es kein ernstzunehmendes Thema ist, sondern ein Sommerlochdialog.

Zweitens, die Politiker. Die sind natürlich empört. Es heißt gar, Angela Merkel habe US-Präsident Barack Obama zur Rede gestellt, und Innenminister Friedrich sei nach Washington gefahren, um über die Überwachung zu reden. Leider war alles, was er dort darüber erfuhr, streng geheim, und er kann es uns nicht erzählen. Gut so, denn jetzt kann sich die Opposition lautstark darüber beschweren und so tun, als hätte sie an Stelle der Regierung ganz anders gehandelt.

Interessanter ist, was nicht passiert


Das alles macht Spaß, und es ist ja Wahljahr – höchste Zeit also, dass die Politiker sich ein bisschen anstrengen, uns zu zeigen, wer hier der Gute und wer der Böse ist.

Interessanter ist aber, was nicht passiert: Niemand – weder Regierung noch Opposition – bringt einen Gesetzesvorschlag im Bundestag ein, der es dem BND verbietet, mit ausländischen Geheimdiensten zu kooperieren. Ein solches Gesetz würde das Problem lösen: Der BND könnte nicht mehr auf die Prism-Daten der Amerikaner zugreifen, um damit das eigene Volk auszuspionieren. Warum wird es ein solches Gesetz nie geben? Mein Tipp: Weil die Deutschen tief im Herzen wollen, dass alles bleibt, wie es ist.

Wir leben heute in einem ziemlich behüteten Umfeld. Immer wieder erleben wir, wie terroristische Zellen ausgehoben werden: Vor ein paar Wochen erst wurden in Deutschland mehrere Verdächtige hochgenommen, die angeblich mithilfe ferngesteuerter Modell-Flieger Anschläge verüben wollten. Es kann natürlich sein, dass diese erfolgreiche Ermittlung ohne die Prism-Daten vonstatten gegangen ist… Aber wir ahnen schon: Das war ein Tipp von auswärts.

Nur einen Sommer lang


Das deutsche Volk will weiterhin solche Ermittlungserfolge sehen, und die Politiker – egal, welche Sprüche sie klopfen – wollen es auch. Im Gegenteil: Die Opposition ahnt schon jetzt, dass die ganze NSA-Affäre Frau Merkel zugute kommen könnte. Indem sie öffentlich Missvergnügen zeigt, aber de facto keinen Finger rührt, tut sie genau das, was das Volk von ihr erwartet.

Der Zirkus um die NSA ist ein schöner Sommerlochspaß. Wenn die Hitze vorbei ist, wird sich die Aufregung legen, und der Wahlkampf wird sich wieder um die Dinge drehen, die den Deutschen wirklich beschäftigen: Kindergeld und Flüchtlingsheime.

Vielleicht liegt es daran, dass Deutschland kein Hollywood hat: Es gibt hier zu wenige Explosionen, Autojagden und Gefahren aus dem Weltall im Kino, man muss sich seine Nervenkitzel woanders holen. Ich musste lange in Deutschland leben, bis ich kapiert habe, dass hier Sommerlochpolitik nur Unterhaltung ist.



auch wenn der hansen ein arsch und ein durchschnittlicher satiriker ist, ich befürchte er hat mal wieder recht...
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vor 5 Tagen

#5

Re: [ST] Überwachungskandal - "NSA", "PRISM", "Tempora", "Snowden"

NSA-Affäre im Bundestag: Und plötzlich gibt es drei Prisms


Getrieben von immer neuen Enthüllungen müht sich die Regierung um Aufklärung in der NSA-Affäre. Kanzleramtsminister Pofalla stellt sich vor dem Kontrollgremium des Bundestags geschickt dar, sogar eine Stellungnahme des US-Geheimdienstes wird verlesen. Doch zentrale Fragen bleiben offen.

Drei Stunden hat die Sitzung gedauert, die Materie ist kompliziert, und dann noch diese Hitze. "Herr Prism ist ein wichtiger Zeuge", sagt Hans-Christian Ströbele in die Mikrofone, und er wolle diesem "Herrn Prism" gerne ein paar Fragen stellen. Der Grünen-Politiker meint natürlich Herrn Snowden, Edward Snowden, den Ex-Geheimdienstmitarbeiter, der noch immer in Moskau festsitzt. Und nicht das geheime Ausspähprogramm der National Security Intelligence (NSA).

Als er auf den Versprecher aufmerksam gemacht wird, greift Ströbele sich an den Kopf. Man kann schon mal durcheinanderkommen in diesen Tagen. Immer neue Software-Namen, alles meist strenggeheim, Vorwürfe, Behauptungen, Dementis - die Affäre um die Ausspähpraktiken des US-Abhördienstes NSA hält den Berliner Politikbetrieb in der Sommerpause in Atem.

Zum fünften Mal seit den ersten Enthüllungen Anfang Juni kam an diesem Donnerstag das Parlamentarische Kontrollgremium (PKG) zusammen, um endlich ein wenig Licht in die Sache zu bringen. Auf Snowden werden Ströbele und seine Mitstreiter im Ausschuss wohl lange warten müssen. Stattdessen musste diesmal vor allem Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) als Geheimdienstkoordinator der Bundesregierung Rede und Antwort stehen.

SPIEGEL ONLINE erklärt, was die PKG-Sitzung gebracht hat:

Ein bisschen Aufklärung

Die Chefs der deutschen Geheimdienste gaben diesmal etwas ausführlicher Auskunft über die von ihnen benutzten Datenprogramme. Sie präsentierten nach Angaben von Teilnehmern rund eine Handvoll Software-Typen, die eingesetzt wurden und werden. Ausführlich schilderten sie den Gebrauch des vom SPIEGEL aufgedeckten Programms XKeyscore. Die Software werde vom BND seit 2007 eingesetzt, erklärte BND-Präsident Gerhard Schindler. Sie diene aber nicht der Datenerfassung, sondern lediglich der Datenanalyse. Die Botschaft: Wir machen alles nach Recht und Gesetz. Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen erklärte, sein Amt nutze seit 2012 eine Testversion von XKeyscore. Zur Überraschung der Anwesenden ließ er diese Testversion im Gremium teilweise vorführen.

Schindler, so schildern es Teilnehmer, habe per dienstlicher Erklärung den Vorwurf bestritten, er wolle die deutschen Datenschutzgesetze pauschal aufweichen. Er habe aber bestätigt, dass aus Sicht seines Dienstes einer der Paragrafen des G-10-Gesetzes über die Datenweitergabe weicher ausgelegt werden sollte. Das, so Schindler, habe er auch in den USA so dargestellt.

Besondere Beachtung fand eine schriftliche Stellungnahme der NSA, die in der Runde vorgetragen wurde. Demnach gibt es nicht nur zwei, sondern gleich drei Prism-Programme, alle unterschiedlich und nicht miteinander zusammenhängend. So werde eines - bisher unbekannt - nur NSA-intern verwendet. Das andere werde vom US-Verteidigungsministerium in Afghanistan eingesetzt. Am ausführlichsten geht die Erklärung den Teilnehmern zufolge auf jenes Prism ein, das von dem Whisteblower Snowden öffentlich gemacht wurde. Entschieden tritt die NSA dem Eindruck entgegen, sie sauge mit dem Programm willkürlich Daten von Deutschen ab. Die Nutzung sei an einen Richtervorbehalt gebunden, das Programm finde vor allem in der Terrorbekämpfung Anwendung. Der Einsatz sei "fokussiert, zielgerichtet, rechtsstaatlich", heißt es in dem einseitigen Schreiben.

Das klingt beruhigend. Aber man muss die Dementis in diesen Tagen sehr genau lesen. Denn über das massenhafte Sammeln von Metadaten in Deutschland sagt die Erklärung nichts.

Ein bisschen Offensive

Nun musste Pofalla liefern und die Bundesregierung aus der Defensive befreien. Der "ChefBK" machte das nicht ungeschickt. Pofalla schien gut vorbereitet, selbst die Opposition bescheinigte ihm anschließend, dass er sich Mühe gegeben habe, Antworten zu geben. Für die deutschen Nachrichtendienste gab er eine Ehrenerklärung ab. Ihre Arbeit und auch die Kooperation mit ausländischen Geheimdiensten stellte er als unabdingbar für den Schutz der Bürger dar. Als Beispiele nannte er die Weitergabe von Daten in Entführungsfällen - wogegen allerdings auch nie jemand Einwände erhoben hat.

Pofalla versuchte, Dampf aus der Debatte zu nehmen, "damit wir etwas runterkommen". Doch sein Loblied auf die deutschen Dienste kann nicht verbergen, dass die zentralen Vorwürfe weiter ungeklärt sind. Was genau treibt die NSA auf deutschem Boden? Und ist die Bundesregierung in diesem Zusammenhang wirklich so ahnungslos, wie sie tut - und wenn ja, warum eigentlich? Nachfragen von Journalisten vor dem Saal wollte Pofalla nicht beantworten.

Dass in der Koalition nicht alle die Brisanz des Themas erkannt haben, bewies der CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl, als er mit Blick auf die jüngsten SPIEGEL-Berichte zur NSA-Affäre mit den "Stern"-Veröffentlichungen der gefälschten Hitler-Tagebücher in den achtziger Jahren verglich. Von den Enthüllungen des Whistleblowers Snowden ist bislang nicht eine einzige widerlegt.

Und viel Wahlkampf

Natürlich ging es bei dieser Sitzung für alle Beteiligten auch darum, am Ende selbst gut dazustehen und den Gegner schlecht aussehen zu lassen. Es ist Wahlkampf. Sehr offensiv warfen die Koalitionsvertreter der SPD und den Grünen vor, sich über Tatsachen aufzuregen, die sie in ihrer Regierungszeit selbst geschaffen hätten. Ausführlich widmeten sie sich in ihren Statements Gerhard Schröder und der von seiner Regierung initiierten engeren Kooperation der deutschen und amerikanischen Nachrichtendienste nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Die FDP kündigte an, demnächst den damaligen Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier ins PKG einladen zu wollen.

Nicht weniger zimperlich agierten die Vertreter der Opposition. SPD, Grüne und Linke warfen der Bundesregierung vor, die entscheidenden Fragen noch immer nicht beantwortet zu haben. Der PKG-Vorsitzende Thomas Oppermann will die Debatte gerne noch ein bisschen laufen lassen und zeigte denn auch wenig Interesse daran, die Bundesregierung alle Fragen an diesem Donnerstag auf einmal beantworten zu lassen - wozu diese nach eigenen Angaben bis in die Nacht bereit gewesen wäre.

So muss Pofalla auch im August noch mindestens einmal vor dem Geheimgremium erscheinen. Grünen-Mann Ströbele würde auch gern Kanzlerin Angela Merkel hören. Und natürlich Edward Snowden.

Quelle
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vor 3 Tagen

#6

Re: [ST] Überwachungskandal - "NSA", "PRISM", "Tempora", "Snowden"

Zitat:
Deutschlandweite Aktion gegen Prism

Demos kleiner als erwartet

Freibad oder Straße? Offenbar hielt die Hitze viele Menschen davon ab, gegen die NSA-Spähaktionen zu protestieren. Dafür hat Whistleblower Snowden einen neuen Fan - SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück.


Mehrere tausend Menschen haben am Samstag in deutschen Städten gegen die Datenüberwachung durch Geheimdienste protestiert. Die Demonstrationen bei rekordverdächtigen Sommertemperaturen fielen aber zum Teil kleiner aus als von den Veranstaltern erhofft. Ein Bündnis verschiedener Organisationen - allen voran die Piratenpartei - hatte zu den Protesten aufgerufen. Die SPD griff Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut scharf an und forderte von ihr mehr Engagement, um die Ausspähung zu stoppen.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) will vor dem Hintergrund des Spähskandals einen Beauftragten für "Cyber-Außenpolitik" einsetzen. Schon vor Wochen war ans Licht gekommen, dass der US-Geheimdienst NSA wohl im großen Stil die Kommunikation von Bürgern in Deutschland auskundschaftet. Details und Umfang sind aber weiter unklar. Die Bundesregierung bemüht sich bislang mit begrenztem Erfolg, nähere Informationen aus den USA zu bekommen. Offengelegt hatte den Skandal der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden.

Weniger Demonstranten als erwartet


Ein Bündnis von Organisationen und Parteien hatte in mehr als 30 Städten zu Protesten gegen die Geheimdienstüberwachung aufgerufen. In Frankfurt am Main, wo die Veranstalter mit 5000 Teilnehmern gerechnet hatten, beteiligten sich laut Polizei nur rund 1000 Menschen. In München, Berlin und Karlsruhe demonstrierten jeweils rund 500 Bürger gegen die Ausspähung. Auch in Dresden und Leipzig protestierten mehrere hundert Menschen. In Stuttgart, Ulm und Tübingen zählte die Polizei jeweils mehr als 100 Demonstranten, in Hamburg 700.

In anderen Städten fiel das Interesse deutlich geringer aus. Zum Teil versammelten sich nur ein paar Dutzend Menschen, zum Teil fielen angekündigte Proteste ganz aus. Die Demonstranten forderten ein Ende der Abhöraktionen und Schutz für Whistleblower wie Snowden.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück bekundete Respekt für den Ex-Geheimdienstmann. "Snowden hat ein Maß an zivilem Ungehorsam gezeigt, das ich bewundere", sagte Steinbrück der "Welt am Sonntag". Ohne die Zivilcourage des Amerikaners gäbe es die aktuelle Debatte nicht. "Dafür sollten wir Snowden dankbar sein."

Steinbrück geht Merkel hart an


Steinbrück griff Merkel erneut scharf an und verlangte von ihr einen offensiveren Umgang mit den USA. Merkel sei den Amerikanern gegenüber "zu unkritisch" und gehe mit dem Abhörskandal "mehr als lässlich" um. Er forderte mehr Engagement von Merkel. Die Kanzlerin habe "Schaden vom deutschen Volke abzuwenden". SPD-Chef Sigmar Gabriel warf Merkel im "Tagesspiegel am Sonntag" vor, sie nehme Grundrechtsverletzungen in Kauf und ducke sich weg.

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe nahm Merkel in Schutz und bezeichnete Gabriels Wortmeldungen in der Debatte als "ständige Flegeleien". Während der SPD-Chef den "Wahlkampf-Lautsprecher" bediene, kümmere sich die Regierung um Aufklärung, sagte Gröhe der Nachrichtenagentur DPA.

Ein Außenamtssprecher bestätigte einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung", wonach Westerwelle einen Beauftragten für "Cyber-Außenpolitik" berufen will. Den Posten soll der Diplomat Dirk Brengelmann übernehmen, der bisher als beigeordneter Generalsekretär für politische Angelegenheiten und Sicherheitspolitik bei der Nato tätig war. Brengelmann soll auf internationaler Ebene "deutsche Cyber-Interessen vertreten".

Schily: viel zu viel Getöse


Der frühere SPD-Bundesinnenminister Otto Schily rät seiner Partei, die Spähaffäre nicht als Wahlkampfthema zu nutzen. Man solle nicht so tun, als ob die größte Gefahr für die Menschen in Deutschland von der National Security Agency (NSA) ausgehe, sagte Schily dem Magazin "Der Spiegel". "Die größte Gefahr geht vom Terrorismus und von der Organisierten Kriminalität aus. Ich finde manches Getöse, was da im Moment zu hören ist, nicht angemessen." Die großen Parteien hätten nach seiner Einschätzung "bei diesem Thema kaum etwas zu gewinnen".

Für SPD-Wähler sei die innere Sicherheit immer ein wichtiges Thema gewesen - die Partei dürfe ihre Reputation in diesem Bereich nicht aufs Spiel setzen, sagte Schily. Die Furcht vor dem Staat trage "teilweise wahnhafte Züge, auch bei manchen Politikern von FDP und Grünen", meinte der einst von den Grünen zur SPD übergetretene Ex-Minister.

Datenschutz sei wichtig, aber man dürfe nicht überziehen. So müssten sich die Sicherheitsbehörden darum kümmern, wenn das Internet zur Verabredung oder Vorbereitung von Verbrechen genutzt werde, sagte der Innenminister der rot-grünen Bundesregierung von SPD-Kanzler Gerhard Schröder. "Früher haben manche den (Inlandsgeheimdienst) BND wegen angeblicher Inkompetenz verlacht. Wenn er jetzt effizienter geworden ist, ist das doch nur zu begrüßen", so Schily.

Verfassungsschutzchef sieht Vorwürfe vom Tisch


In der Spähaffäre waren zuletzt auch die deutschen Nachrichtendienste wegen ihrer Kooperation mit der NSA in die Kritik geraten. Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) hatte Verfassungsschutz und Bundesnachrichtendienst aber einwandfreie Arbeit bescheinigt. Nach Ansicht von Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen sind damit alle Vorwürfe vom Tisch. Der Zeitung "Die Welt" sagte Maaßen: "Was die angeblichen Verfehlungen der deutschen Nachrichtendienste angeht, bleibt festzustellen: Nichts ist übrig geblieben."



vor 2 Tagen

#7

Re: [ST] Überwachungskandal - "NSA", "PRISM", "Tempora", "Snowden"

Bundespräsident äußert Respekt für NSA-Enthüller Snowden

Bundespräsident Joachim Gauck hat anders als die Bundesregierung dem Enthüller der US-Spähaktionen, Edward Snowden, ausdrücklich Respekt gezollt.

Es könne sein, dass sich Institutionen von Recht und Gesetz entfernten. "Dieser Missstand lässt sich in der Regel erst dann beheben, wenn Informationen darüber öffentlich werden", sagte Gauck der "Passauer Neuen Presse" vom Freitag. "Wer sie an die Öffentlichkeit bringt und dabei aus Gewissensgründen handelt, der verdient Respekt." Die US-Regierung betrachtet Snowden dagegen als Verräter, weil er geheime Informationen preisgab.

Gauck kritisierte, die Abhöraktionen der US-Geheimdienste schade der Freiheit. "Diese Affäre beunruhigt mich sehr", sagte er. "Die Angst, unsere Telefonate oder Mails würden von ausländischen Nachrichtendiensten erfasst oder gespeichert, schränkt das Freiheitsgefühl ein - und damit besteht die Gefahr, dass die Freiheit an sich beschädigt wird." Sie gehöre zu den Grundrechten eines demokratischen Rechtsstaats.

Der SPD-Innenexperte Michael Hartmann dankte Gauck für seine Äußerungen. Dies seien deutlichere Worte, als sie Kanzlerin Angela Merkel bisher gefunden habe, sagte Hartmann dem SWR. Auch der IT-Branchenverband Bitcom hatte mit Hinweis auf eine neue Umfrage gewarnt, dass die Berichte das Vertrauen der Internet-Nutzer in die Sicherheit ihrer Daten erschüttert habe.

VERRÄTER ODER HELD?

Gauck räumte ein, dass der Staat manchmal die Freiheit einschränken müsse, etwa um Bürger vor Terrorismus zu schützen. Dennoch gebe es in der Verfassung das "Recht auf informationelle Selbstbestimmung als Teil des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und der Menschenwürde". Der EX-NSA-Mitarbeiter Snowden hatte Dokumente veröffentlicht, nach denen US-Geheimdienste eigene Bürger und Regierungen anderer Staaten in beispiellosem Umfang ausspähen. Davon soll auch Deutschland betroffen sein.

Der Geheimdienst NSA hat dies in einem Dokument für die Bundesregierung, das dem geheimen Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundestages am Donnerstag vorgelegt wurde, aber dementiert. Demnach gibt es drei Prism-Programme, von denen nur eines die globale Ausspähung betrifft. Diese sei auch nicht flächendeckend, sondern unter strengen Beschränkungen zielgerichtet und punktuell, heißt es in dem Reuters vorliegenden Papier. Der SPD-Politiker Thomas Oppermann kritisierte die NSA jedoch scharf. Aus dem Dokument gehe seiner Meinung nach hervor, dass die NSA die Totalüberwachung deutscher Staatsbürger indirekt einräume. Das US-Repräsentantenhaus hatte am Mittwoch eine Verschärfung der Regeln für die NSA mit knapper Mehrheit abgelehnt.

GABRIEL: REGIERUNG DRINGT NICHT AUSREICHEND AUF AUFKLÄRUNG

SPD-Chef Sigmar Gabriel warf der Bundesregierung vor, nicht ausreichend auf eine Aufklärung in den USA zu dringen. Zudem forderte er im Deutschlandfunk, Kommunikationsfirmen in Europa zu verpflichten, ihre Daten zu verschlüsseln. Dies erschwere eine Ausspähung zumindest. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberg (FDP) forderte via "Spiegel Online" eine grenzübergreifende Kontrolle der Geheimdienste. Auch der frühere Chef des Bundesnachrichtendienstes, Hansjörg Geiger, verlangte im Deutschlandradio Kultur einen Kodex, der das Verhalten von Geheimdiensten zumindest unter Verbündeten regeln soll.

Im US-Militärgerichtsprozess gegen den WikiLeaks-Informanten Bradley Manning bezeichneten die Staatsanwälte den Angeklagten als Verräter, der mit Vorsatz handelte. Der 25-Jährige habe das von seinem Heimatland in ihn gesetzte Vertrauen verletzt, hieß es in dem Schlussplädoyer. Ab dem Wochenende wird mit einem Urteil gerechnet. Manning spielte den Ermittlungen zufolge der Enthüllungsplattform WikiLeaks mehr als 700.000 geheime Dokumente über die Kriege im Irak und in Afghanistan zu.

Quelle
vor 2 Tagen

#8

Re: [ST] Überwachungskandal - "NSA", "PRISM", "Tempora", "Snowden"

Zitat:
Der frühere SPD-Bundesinnenminister Otto Schily rät seiner Partei, die Spähaffäre nicht als Wahlkampfthema zu nutzen. Man solle nicht so tun, als ob die größte Gefahr für die Menschen in Deutschland von der National Security Agency (NSA) ausgehe, sagte Schily dem Magazin "Der Spiegel". "Die größte Gefahr geht vom Terrorismus und von der Organisierten Kriminalität aus. Ich finde manches Getöse, was da im Moment zu hören ist, nicht angemessen." Die großen Parteien hätten nach seiner Einschätzung "bei diesem Thema kaum etwas zu gewinnen".


Schily eh...

Ja, der Terrorismus, täglich gehen hier die Bomben in die Luft. Die Nachrichten sind ja voll von Horrorberichten über die tausenden Todesopfer, man kann sich kaum mehr auf die Straße trauen als anständiger Bürger.

Wie mich das einfach maßlos aufregt, wenn für JEDEN MIST der Terrorismus als Rechtfertigung herhalten muss. Wo is er denn, der Terrorismus?! Mittlerweile könnte man einfach paar Puppen mit ner Schnur an die Mikrofone stellen, und jedes mal wenns wieder nen neuen Skandal betreffend Überwachung oder Zensur gibt, dann zieht man da an den Schnüren...und rauskommt "Terrorismus!", "Innere Sicherheit!", "Wir sind alle gefährdet!", "Müssen Freiheit schützen!".

Und im Übrigen geht es auch ganz sicher nicht darum, dass irgend eine Partei hier für sich einen Stimmengewinn rausholen kann, es geht ganz einfach darum, dass solche Zustände angeprangert und diskutiert gehören. Das kann man nicht einfach unter dem Deckmantel der inneren Sicherheit totschweigen.

Dass Steinbrück dadurch natürlich hofft Leute für sich zu gewinnen is mir auch klar, aber deswegen ises noch lang nicht falsch mal bisschen öffentlichen Wind zu machen.


Zitat:
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) will vor dem Hintergrund des Spähskandals einen Beauftragten für "Cyber-Außenpolitik" einsetzen.


lol. Na da erwarte ich ja Großes. Das wird der sein, der beim Lose ziehen die Niete gezogen hat.
http://img11.imageshack.us/img11/2724/wolfvq7.jpg
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vor 2 Tagen

#9

Re: [ST] Überwachungskandal - "NSA", "PRISM", "Tempora", "Snowden"

Zitat:
USA warnten Verfassungsschutz

Deutsche Behörden vereiteln sechs Terror-Anschläge

Anschläge auf Cafes, jüdische Gemeindezentren, Weihnachtsmärkte – oder eine Geiselnahme im Reichstag: Die deutschen Sicherheitsbehörden haben auf Grund der Zusammenarbeit mit US-Diensten nach FOCUS-Informationen insgesamt sechs Terroranschläge verhindert.


Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen nannte nach FOCUS-Informationen dem geheim tagenden Bundestags-Ausschuss und dem Parlamentarischem Kontrollgremium in diesem Zusammenhang neben den bereits bekannten Attentatsplänen der so genannten Sauerland-Gruppe und der Düsseldorfer Zelle vier weitere geplante Angriffe. Insgesamt seien durch die Kooperation mit den US-Geheimdiensten 29 Islamisten festgenommen und zum Teil bereits zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Den Angaben zufolge konnte ein von Frankfurt aus vorbereiteter Bombenanschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt Ende 2000 durch Hinweise aus den USA verhindert werden. Am 25. Dezember wurden vier Algerier festgenommen, die sich bereits Chemikalien für eine 6,25 Kilogramm schwere Splitterbombe beschafft hatten.

Attentat während Staatsbesuch


Im Jahr 2002 verhafteten Fahnder zwölf Islamisten der Terror-Organisation „Al-Tawhid“. Sie wollten mit Handgranaten das jüdische Gemeindezentrum in Berlin und zwei Lokale in Düsseldorf angreifen. Das Gericht sprach später von einem möglichen Horrorszenario „mit einer Vielzahl von Opfern“.

Deutsche Spezialkräfte überwältigten im Dezember 2003 drei Mitglieder der „Ansar-al-Islam“-Gruppe in Stuttgart, Berlin und Augsburg. Sie bereiteten ein Attentat auf den irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi bei seinem Staatsbesuch in Deutschland vor.

Geiselnahme im Reichstag


Zuletzt warnten NSA und CIA im November 2010 vor einem Anschlag auf den Reichstag: Terroristen wollten dabei bei einer Geiselnahme „viele Menschen töten“. Daraufhin wurde die Kuppel für Besucher gesperrt, Flug- und Bahnhöfe von schwerbewaffneten Polizei-Patrouillen gesichert.

quelle
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vor einem Tag

#10

Re: [ST] Überwachungskandal - "NSA", "PRISM", "Tempora", "Snowden"

PRISM: Datenschützer stoppen neue Datentransfers von Firmen in die USA

Die Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder erteilen angesichts der Enthüllungen über das US-Schnüffelprogramm PRISM vorerst keine neuen Genehmigungen für Firmen zum Übermitteln personenbezogener Informationen, wie sie im Rahmen des "Safe Harbor"-Abkommens möglich sind. Diese Entscheidung beziehe sich etwa auch auf die Nutzung bestimmter Cloud-Dienste, unterstreicht die Konferenz der Datenschützer in einer Mitteilung. Zudem prüfen die Aufsichtsbehörden nach eigenen Angaben, ob sämtliche einschlägigen Datentransfers in angeschlossene Drittstaaten wie die USA auf Grundlage des Vertrags und seiner Standardklauseln auszusetzen sind.

Das zwischen 1998 und 2000 mit den USA ausgehandelte Übereinkommen erlaubt die Weitergabe personenbezogenen Daten aus EU-Mitgliedsstaaten an Unternehmen in den USA, wenn diese dem Vertrag beitreten und die zugehörigen Datenschutzgrundsätze beachten. Zu den "Safe Harbor"-Teilnehmern gehören mittlerweile über 1000 Unternehmen, darunter Amazon, Facebook, Google, Hewlett-Packard, IBM und Microsoft. Ähnliche Vereinbarungen gelten auch mit Andorra, Argentinien, Australien, den Färöer-Inseln, Guernsey, Israel, der Isle of Man, Jersey, Kanada, Neuseeland, der Schweiz und Uruguay.

Deutsche Datenschützer sehen die Übereinkunft schon seit Längerem als "eine Art Freibrief" für ausländische Unternehmen an. 2010 kritisierte die Konferenz der Datenschutzbeauftragten das Abkommen als unzureichend. Jetzt erinnern die Datenschüzter daran, dass die nationalen Aufsichtsbehörden die Datenübermittlung unter bestimmten Voraussetzungen aussetzen könnten. Dies sei laut Maßgaben der EU-Kommission etwa der Fall, wenn eine "hohe Wahrscheinlichkeit" besteht, dass die Grundsätze des "sicheren Hafens" verletzt werden.

Angesichts der Berichte "über die umfassenden und anlasslosen Überwachungsmaßnahmen ausländischer Geheimdienste und insbesondere der US-amerikanischen National Security Agency (NSA)" sehen die Datenschützer diese Prinzipien "mit hoher Wahrscheinlichkeit" als beschädigt an. Es sei davon auszugehen, dass Spionagebehörden von Drittstaaten "ohne Einhaltung der Grundsätze der Erforderlichkeit, Verhältnismäßigkeit und Zweckbindung auf personenbezogene Daten zugreifen, die von Unternehmen in Deutschland an Stellen in den USA übermittelt werden".

Zwar enthält das Abkommen den Datenschützern zufolge eine Klausel, die die Geltung der Grundsätze begrenze, "sofern es die nationale Sicherheit erfordert oder Gesetze solche Ermächtigungen vorsehen". Um das Ziel eines "wirksamen Schutzes der Privatsphäre" zu erreichen, solle von diesen Eingriffsbefugnissen aber nur "im Rahmen des tatsächlich Erforderlichen und nicht exzessiv Gebrauch gemacht werden". Ein umfassender und anlassloser Zugriff auf personenbezogene Informationen könne nicht gerechtfertigt werden.

Die Konferenz betont weiter, dass Datenimporteure zusichern müssten, nicht in Kenntnis über Rechtsvorschriften zu sein, die die Garantien aus den Vertragsklauseln "in gravierender Weise" beeinträchtigten. Eine entsprechende "Generalermächtigung" zum "routinemäßigen" Datenzugriff scheine in den USA aber zu bestehen. Die Kontrolleure fordern die Bundesregierung daher auf, plausibel darzulegen, dass dem nicht so sei und die genannten Schutzprinzipien beim Vollzug des Vertrags doch gewahrt würden. Erst danach könnten Anträge auf Datenübermittlungen wieder geprüft werden.

An die Kommission appelliert die Konferenz, ihre Entscheidungen zu Safe Harbor und zu den Standardverträgen vor dem Hintergrund der exzessiven Überwachungstätigkeit bis auf Weiteres zu suspendieren. Justizkommissarin Viviane Reding hatte vorige Woche angekündigt, die in die Jahre gekommene Übereinkunft bis zum Jahresende neu bewerten zu wollen. Dieser Ansatz reicht den Datenschützern nicht aus.

Auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger stellte das Abkommen jüngst im Zuge der Schnüffelaffäre in Frage. Die Liberale verbreitete stattdessen die Idee, eine internationale "digitale Grundrechtecharta" auf UN-Ebene auszuhandeln. Dieser Forderung schloss sich neben Verbraucherministerin Ilse Aigner und Innenressortchef Hans-Peter Friedrich (beide CSU) mittlerweile auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an. Konkret soll ein Zusatzprotokoll zum UN-Pakt über bürgerliche und politische Rechte von 1966 neue Regelungen zum Schutz der Privatsphäre festlegen.

Gemeinsam mit Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat Leutheusser-Schnarrenberger jetzt einen Brief an ihre Amtskollegen im EU-Rat geschrieben, um für den Datenschutzvertrag zu werben und damit den Schutz der Privatsphäre im digitalen Zeitalter zu sichern. Es gehe der Bundesregierung darum, "die jetzige Diskussion zu nutzen, um eine Initiative zur Ausformulierung der unter den heutigen Bedingungen unabweislichen Privatfreiheitsrechten zu ergreifen", zitiert Die Welt aus dem Schreiben. Nun solle eine "Vertragsstaatenkonferenz" der 167 Länder einberufen werden, die den bisherigen UN-Pakt ratifiziert haben. Dänemark, die Niederlande und Ungarn hätten Deutschland bereits Unterstützung signalisiert.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hält die Aufregung über PRISM und den britischen Ableger Tempora derweil für übertrieben. "Meine europäischen Kollegen regen sich jedenfalls nicht darüber auf", sagte der frühere Innenminister dem Schwarzwälder Boten. Er sei immer der Meinung gewesen, dass weltweit erfolgende Kommunikation von Geheimdiensten im Rahmen rechtsstaatlicher Verfahren überprüft werden dürfe. Sonst könne man internationalen Terrornetzwerken nicht auf die Spur kommen.

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