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Re: [ST] Ägypten

Festnahme in Kairo
Oberhaupt der Muslimbruderschaft gefasst

In Ägypten haben die Behörden den Anführer der islamistischen Muslimbrüder festgenommen. Mohammed Badie sei am frühen Morgen in einer Wohnung im Nordosten Kairos aufgespürt worden, teilte das Innenministerium mit. Das Fernsehen zeigte Aufnahmen von Badie, wie er von Polizisten abgeführt wurde.

Der 70-Jährige hielt sich in einer Wohnung unweit des Rabaa-al-Adawija-Platzes auf. Dort waren am vergangenen Mittwoch mehr als 280 Anhänger der Muslimbrüder und des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi getötet worden, als Sicherheitskräfte den Platz gewaltsam räumten.

Muslimbrüder geben sich unbeugsam

Die Muslimbruderschaft erklärte nach der Verhaftung, sie werde ihren Kampf gegen die neuen Machthaber fortsetzen. Mitglieder und Sympathisanten der Muslimbruderschaft starteten nach der Verhaftung eine Kampagne im Kurznachrichtendienst Twitter unter dem Motto "Ich bin der Murschid". "Murschid" ist der Titel des Oberhauptes der Muslimbrüder.

Badie war seit Wochen per Haftbefehl gesucht worden. Ihm und seinem Stellvertreter, Chairat al Schater, wird unter anderem Anstiftung zum Mord vorgeworfen. Sie sollen zu Gewalt aufgerufen haben, als sich Anfang Juli Mursi-Gegner zu Protesten versammelt hatten. Mit zwei Vertrauten zusammen soll Badie von Sonntag an der Prozess gemacht werden.

Erneut Journalist getötet

Am Montagabend erschossen Polizisten einen Journalisten der staatlichen ägyptischen Zeitung "Al Ahram" und verletzten einen weiteren Reporter. Die Armee gab an, die beiden Männer hätten sich während der Ausgangssperre verdächtig benommen.

Wie die Zeitung auf ihrer Online-Seite berichtete, befanden sich beide Journalsiten auf dem Rückweg von einem Treffen mit dem Gouverneur einer Provinz im Nildelta. An dem Militärkontrollpunkt sei ihnen die Weiterfahrt verweigert worden und sie seien beschossen worden, berichtete der verletzte Kollege laut "Al Ahram". Für Journalisten und Mitarbeiter von Medien gelte eine offizielle Ausnahmeregelung bei der Handhabung der Ausgangssperre, betonte die Zeitung.

Ban fordert Untersuchung

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte unterdessen eine Untersuchung des Todes von 37 islamistischen Häftlingen. Das Innenministerium in Kairo hatte erklärt, die Anhänger der Muslimbrüder seien bei einem Fluchtversuch durch das Einatmen von Tränengas ums Leben gekommen. Die Muslimbrüder sprachen dagegen von Mord und fordern eine Untersuchung.

Ban verurteilte zudem den Anschlag von militanten Islamisten auf dem Sinai, bei dem am Montag 25 ägyptische Polizisten getötet wurden. Der UN-Generalsekretär forderte außerdem, der vom Militär abgesetzte und festgesetzte Präsident Mursi sollte entweder freigelassen oder in einem transparenten Verfahren angeklagt werden.

Zusammenarbeit auf dem Prüfstand

Angesichts der anhaltenden Gewalt in Ägypten will Bundeskanzlerin Angela Merkel die Zusammenarbeit mit dem Land auf den Prüfstand stellen. Sie sagte der "Passauer Neuen Presse", die Gewalt müsse unverzüglich beendet werden. Es gelte einen Weg der nationalen Versöhnung einzuschlagen, an dem alle politischen Kräfte teilnehmen könnten.

Zugleich betonte sie, trotz bisher vergeblicher Versuche dürfe in den diplomatischen Bemühungen nicht nachgelassen werden. Am Mittwoch kommen die EU-Außenminister in Brüssel zu einer Sondersitzung zusammen.

Quelle
"Blues are the root. The rest is the fruit" (Willie Dixon)
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